Braut mit blonden Haaren.

M ist ein Mädchen aus Syrien entweder 11 oder 12. Wie alt sie wirklich ist ungewiss. Ihre Familie kam nach Deutschland, als Merkel „wir schaffen es“ sagte. Trotz der Willkommenskultur dauerte es, dass sie sich an neue Situa- tion gewöhnen konnte. Als sie allmählich ihren Kunstlehrer „Herrn V“ in der Schule vertraute, fing sie an, ihm ununterbrochen auszuplaudern, während sie Bilder mit Buntstiften in der Flüchtlingsklasse malte.
In der Grundschule in Syrien wird die Kunst meistens von den Frauen unter- richtet, die immer ein Kopftuch tragen. Sie hatte auch eine Kunstlehrerin mit dem Kopftuch. Im Unterricht gab sie den Kindern eine übliche Aufgabe, d.h. „Male was“. Insbesondere wies sie konkret darauf hin, dass die Kinder das Papier nicht verschmutzen sollen.
Herr V wollte vergewissern, ob es wirklich gar keinen Kunstlehrer in Syrien gibt. M erwiderte „Nicht wirklich so wie hier. Nur für die Oberklasse aber dann ist der Kunstunterricht doch anders“. Wie er anders ist, ist ungewissen.
M kommt aus einer kleinen Stadt und trägt kein Kopftuch.
Aber alle Frauen in der Heimatstadt tragen Kopftücher. Sie erstaunt sich sehr darüber, dass die Blondinen in Deutschland kein Kopftuch tragen und ohne Kopftuch ausgehen. In ihrer Kleinstadt, wenn eine Frau ohne Kopftuch unter- wegs sein würde, würde sie von allen Dorfmännern angeschaut und gelästert. Vor allem hielt man eine Frau mit blonden Haaren schön in ihrer Heimat. Eine Blondine hat oft keine Ruhe. „Aber hier nicht!“ betonte sie stark beim Buntma- len. Kurz mit Atempause plauderte sie weiter.
Es ist übrig, viele Bräute färben die Haare blond für die Hochzeit, weil sie am Tag schön sein möchten. Außerdem, wenn ein Mann einer Frau einen Heirats- antrag stellt, darf sie ihm nicht „nein“ sagen.